Kolumne, Life Balance

Digitaler Nomade vs. Hometownglory: Wo ist dein zuhause?

Gefühlt hört man aktuell an jeder Straßenecke das Wort „Digitaler Nomade“. Für diese Spezies gibt es Workshops, Bücher und und und. Natürlich ist es toll, von überall auf der Welt arbeiten zu können. Für jeden gemacht ist das deshalb noch lange nicht.

„Ich kann von überall arbeiten. Bin super unabhängig. Ich brauche nur Internet.“ Diesen Satz höre ich immer und immer wieder. Und immer und immer wieder frage ich mich, ob das Leben als digitaler Nomade so erstrebenswert ist. Keine Frage: Auch ich liebe es zu verreisen, neue Reize und neue Menschen kennenzulernen. Aber seit ich denken kann, liebe ich es genauso, nach Hause zu kommen – in meinem Bett zu schlafen, meinen Hund zu riechen (und nein, er stinkt nicht), auf meinem Sofa zu liegen.

Digitaler Nomade: (K)einen Grund hier zu bleiben

So toll es sicherlich ist, ortsunabhängig zu arbeiten, so schön ist es doch auch nach Hause zu kommen und gebraucht zu werden. Viele Menschen, die sich selbst als digitaler Nomade bezeichnen, haben zwar ein soziales Umfeld, aber keine sonderlich starke Bindung zur Familie. Ich weiß für mich, dass ich mir durchaus vorstellen könnte, eine längere Reise anzutreten, aber immer mit dem Gedanken, dass ich irgendwann wieder nach Hause komme. Und auch wenn ich den Regen nicht mehr sehen kann, die Kölner Baustellen mich irre machen und der große weite Ozean einem fehlt, so weiß ich doch auch, was ich zuhause habe und niemals missen möchte.

Eine Sache, die ich außerdem immer wieder beobachte, ist, dass viele digitalen Nomaden zwar rumreisen, nahezu jeder von ihnen aber eine „Homebase“ hat – was mich vermuten lässt, dass da doch so etwas ist wie Heimatliebe.

Home is where my heart is

Vielleicht bedeutet ortsunabhängig arbeiten ja auch nur, dass der Ort nicht entscheidend ist, weil man seine Freunde und seine Familie im Zeitalter von Skype und Facetime überall sehen kann.

Für mich ist das Umarmen meiner Oma und das Parfum meines Papas für kein Geld der Welt zu bezahlen und mit meinem Strand der Welt zu ersetzen. Mag kitschig klingen, ist aber so. 🙂

Ich glaube, wir brauchen mehr Menschen, die einstehen für ihre Heimat und das Beste aus ihr herausholen wollen, weil sie sie lieben. Auch bei mir ist hier noch jede Menge Potenzial, aber ich gebe jeden Tag das Beste aus meinem Leben herauszuholen – ohne sich selbst den Zwang aufzuerlegen, pro Tag 3 Punkte von meiner Bucketlist streichen zu können. Manchmal kann es das Größte sein, abends mit Freund und Hund auf dem Sofa zu liegen und eine gute Serie zu schauen. Manchmal ist Abhängigkeit gar nicht so schlecht. 🙂

Foto by Marco Verch/Flickr

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