Life Balance

Alterspflege: Warum alt werden kein Zuckerschlecken ist

Das was ich jetzt schreibe, mag für den ein oder anderen abgedroschen klingen. Für mich ist es eine Erfahrung und ein Empfinden, das ich noch vor einem Jahr nicht kannte. Es ist die komplette Abhängigkeit, das Zurückentwickeln in kindliche Muster und die Einsamkeit.

Dass Menschen alt werden, ist nichts Neues. Wie sie alt werden schon.

Wenn du selbst groß und stark wirst, sind deine Großeltern in der Regel zwischen 60 und 80 Jahre alt. Oft geht es ihnen noch gut. Im besten Fall gehen sie noch mit dir ins Phantasialand oder machen den Zoo unsicher. Umso komischer fühlt es sich dann an, wenn du älter und stärker wirst und deine Großeltern immer  älter und schwächer werden. Du schaust dabei zu, wie sie ihre Selbstständigkeit verlieren. Manche weniger schnell, manche innerhalb von Wochen. Wie schlimm sich das anfühlt, kann wohl niemand nachfühlen, der es noch nicht erlebt hat.

Generationenvertrag in Gefahr

Ich bin an sich sehr vorsichtig mit solchen Floskeln. Denn meiner Meinung nach hat man nicht nur, weil man ein Kind zur Welt gebracht hat, auch ein Recht darauf, dass man umfassend vom Kind versorgt wird. Es gehört eine gewisse Leistung dazu, die man in der Beziehung zu seinem Kind, erbracht haben sollte. Ein Vertrag zeichnet sich schließlich dadurch aus, dass jeder etwas gibt – nur handelt es sich in diesem Fall nicht unbedingt um Geld. Viel wichtiger ist Zeit.

Ganz egal in welchen Einrichtungen ich bislang Zeit verbracht habe durch das Begleiten meiner Tante, meiner Omas oder meines Opas – ob Krankenhaus oder Heim – fest stehst, dass es unangenehm ist, in einer solchen Institution zu verweilen, in der der Tod an die Türe klopft. Das geht jedem von uns so denke ich. Aber irgendwo haben wir auch eine Verantwortung über unseren Schatten zu springen und den Menschen zu helfen, die uns früher geholfen haben, einzuschlafen oder die Treppe hochzugehen. Wie gesagt: Meiner Meinung basiert dieses Zusammensein auf einem Geben und Nehmen. Ist hier seit jeher von der einen Seite nichts gekommen, ist das Kind nicht gezwungen zu unterstützen, nur weil es das Kind ist.

Und der größte Respekt geht an….Altenpfleger

Wie oft hat man in der Politik schon über das Thema gesprochen und noch immer ist nichts geschehen. Die Menschen, die ihre Zeit damit verbringen, alten Menschen, zu denen sie noch nicht mal einen persönlichen Bezug haben, zu helfen und sie in ihrem Alltag zu unterstützen, verdienen so wenig Geld, dass sie selbst am Rande der Existenz leben müssen. Sie kümmern sich um das, um das wir uns alle nicht kümmern wollen – und das mit einer Hingabe, wie man sie nur bewundern kann. Sicherlich gibt es hierfür auch Anti-Beispiele. Aus meiner Erfahrung heraus gibt es in diesem Beruf sehr sehr viele Menschen, die sich verantwortlich fühlen und deutlich mehr tun als das Essen warm zu machen. Sie sind Gesprächspartner – auch bei Dementen, die ihnen immer und immer wieder dasselbe erzählen. Auch bei Sterbenskranken, die nur noch weinen, weil sie Angst vor dem Tod haben. Auch bei Menschen, um die sich sonst niemand kümmert.

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