Kolumne

Generation „entscheidungsunfähig“: warum uns Entscheidungen so schwer fallen

In meiner Kolumne teile ich meine Gedanken mit euch – weder mit dem Anspruch auf Korrektheit, noch mit der Erwartung an tiefenpsychologische Weisheiten. Und außen vor nehme ich mich erst recht nicht. Ganz im Gegenteil: Ich bin sowas von ein Teil davon. – Ich

Immer lese und höre ich von der Generation „beziehungsunfähig“. Sicherlich auch ein Phänomen, dass bei vielen offene Türen einrennt. Ein Thema, das in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis immer relevanter wird ist die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Ich möchte keine Küchenpsychologie betreiben, weswegen ich die tiefergehenden psychoanalytischen Ursachen ausklammern werde. Fest steht: Meiner Generation fällt es unfassbar schwer, sich gegen etwas, aber vor allen Dingen auch für etwas zu entscheiden. 

Im Hin und Her der Extreme

Als ich ein Kind war wusste ich – zumindest ist es in meinen Erinnerungen so – sehr genau, was richtig und falsch war. Das liegt natürlich zum einen daran, dass meine Eltern mich sicherlich dahingehend sehr geprägt haben. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass es in den 90er Jahren Werte und Normen gab, an denen man sich entlang hangeln konnte im Wirr War des Alltags. Sie fungierten als Leitplanken. Verließ man die Straße und war unaufmerksam, boten einem diese Leitplanken Orientierung – ganz egal in welchem Sturm man sich befand und wer einen auf der Straße bedrängte.

Heutzutage existieren diese Leitplanken nur noch sehr selten. Wir befinden uns auf einer Straße voller Schlaglöcher und müssen uns möglichst gerade auf der Straße halten – und natürlich müssen wir asap das Ziel erreichen. Wer sagt uns schon, ob es besser ist, die Ausfahrt „Cityloft in Berlin“ oder die Ausfahrt „Selbstversorgung auf dem Bauernhof“ zu nehmen? Vielleicht ist es aber auch genau richtig, dass wir uns diese ganzen Fragen stellen. Who knows?

Ich bin die Letzte die sagt, früher sei alles besser gewesen. Bei weitem nicht. Aber diese existenziellen Fragen, was wir erreichen wollen, was wir schaffen können und wie wir Zufriedenheit erreichen, sind heute ums präsenter. Nur wenigen reicht das Reihenhaus in einem Kölner Vorort – obwohl man sicherlich auch hier sein Glück finden kann. Weil wir die Balance in unserem Leben verloren haben, streben wir nach Extremen.

Mandatory question: Für was entscheidest du dich?

Gefühlt müssen wir uns am Tag 364839 Mal entscheiden. Das war sicherlich immer schon so. Dem Herrn sei es gedankt, fällt es mir unheimlich leicht, Entscheidungen zu fällen. „Worrying will never change the outcome“ ist hier mein Motto. In meinem gesamten Umfeld gibt es aber unfassbar viele – oft sehr intelligente – Personen, für die eine Entscheidung zu treffen, eine echte Qual bedeutet. Warum? Weil sie große Angst davor haben, einen Fehler zu begehen, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Besitzt du ein Urvertrauen in dich und dein Umfeld, ist diese Angst überschaubar groß. Besitzt du es nicht, können diese Situationen eine echte Höllenqual werden.

Die eine Frage

Neben den oft schwierigen Situationen in unserem Alltag, ist die Beziehungsebene ein Level, auf dem wir unsere Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, komplett ausleben. Wir alle leben endlich und wir alle möchten diese uns verbleibenden Jahre möglichst reibungslos und einmalig verbringen. „Live life to the fullest“. Aber geht das mit der Person an meiner Seite und mit welcher Person würde es vielleicht besser laufen? Passen wir überhaupt zueinander? All diese Fragen gehen vielen von uns durch den Kopf. Weil es uns nicht nur schwer fällt uns gegen etwas zu entscheiden, sondern auch für etwas. Etwas das einem in diesen Phasen den Ballast etwas abnimmt ist der Glaube an so etwas wie Schicksal. Da so die Verantwortung nicht mehr zu 100 Prozent nur auf deinen Schultern liegt und nicht nur du dafür verantwortlich bist, ob du mit dieser Ausfahrt dein Ziel erreichst: Glück & Zufriedenheit.

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