Aufgewachsen in einer Generation der ständigen Optimierung sind wir es gewohnt zurückzuschauen, um vergangene Fehler bloß nicht nochmal zu machen. Aber warum eigentlich? Natürlich tun Fehler weh. Manchmal hinterlässt das Hinfallen unschöne Narben. Aber das Hinfallen lässt uns auch wieder Aufstehen und im besten Fall wissen wir beim nächsten Fall, was wir tun müssen, um nicht hinzufallen. Zurückzuschauen ist nichts Schlechtes. Es lehrt uns über vergangene Fehler und gibt uns die Möglichkeit aus unseren Fehlern zu lernen – nur eins sollten wir nicht tun: bereuen.
„Ich hatte meine Gründe…“
Viel zu oft kommt uns dieser Satz lapidar und rechtfertigend vor. warum? Weil wir oft in die Situation gebracht werden, uns rechtfertigen zu müssen – für unser Verhalten aus der Vergangenheit und längst vergangene Entscheidungen. Aber warum akzeptieren wir und alle anderen nicht auch, dass wir unsere Gründe hatten, genau so und nicht anders zu handeln? Natürlich gibt es immer Fälle, bei denen wir nicht nachvollziehen können, warum jemand in dieser Situation so gehandelt hat. In Extremfällen dürfen wir uns diese Frage, wie ich finde, zurecht stellen. In vielen anderen sollten wir aber erst einmal überlegen, wie wir gehandelt hätten und ob die betreffende Person vielleicht gar keine Alternative hatte. Häufig maßen wir uns an, die vergangenen Entscheidungen von jemandem zu kritisieren oder zumindest in Frage zu stellen. Fast so als hätten wir selbst noch nie einen „Fehler“ begangen.
Was sind Fehler?
„Dieser Fehler hätte mir nicht passieren dürfen.“ Viel zu oft habe ich diesen Satz schon gehört. Es mag Momente geben, in denen uns 1,2 Gedanken mehr einiges erspart hätten. Und es ist menschlich, zurückzublicken und einen gewissen Groll gegen sich selbst zu entwickeln. Uns in Frage zu stellen und zu überlegen, was uns verleitet hat, diesen Fehler zu begehen. Genau dieser Schritt führt uns jedoch letztendlich zu dem Ergebnis, dass wir nach bestem Wissen und Gewissen agiert haben. Auch wenn die Phrase „Irren ist menschlich!“ so unglaublich unbefriedigend ist, da wir doch am liebsten alle perfekt wären. So unrealistisch ist die Vorstellung, dass wir immer 100 % der relevanten Informationen präsent haben, um von A bis Z beurteilen zu können, was richtig und was falsch ist.
Russisch Roulette
Und wann wissen wir schon, was richtig und was falsch ist? Dann, wenn wir merken, dass wir eine andere Entscheidung hätten treffen müssen. Nur selten freuen wir uns darüber, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wir nehmen sie als selbstverständlich war. Dabei gleicht das Fällen von Entscheidungen Russisch Roulette, denn letztendlich wissen wir fast nie, ob A oder B richtig oder falsch ist. Wird man sich dieser Situation bewusst und akzeptiert, dass 50 – 50 Chancen mal so und mal so ausgehen können, lernt man auch mit den weniger schönen Situationen umzugehen. Sie gehören zum Leben dazu und im besten Fall ziehst du deine Konsequenzen. Und selbst wenn nicht: Dann wirst du denselben Fehler noch einmal machen müssen, um deine Lehre zu ziehen.
Ab und an kann es unheimlich viel Ballast von deinen Schultern nehmen, wenn du dich daran erinnerst, dass du viele, aber nicht alle Fäden deines Lebens in der Hand hälst.