Kolumne

Erwartungshorizont: Warum wir uns so oft enttäuschen

Wer kennt das nicht? Seit Wochen freust du dich auf dieses eine Event? Der Tag ist seit Monaten bei dir im Kalender omnipräsent. Dementsprechend groß sind die Erwartungen an diesen Tag. Wir erwarten Großes. Es muss Bäm machen! Und dann ist er da der Tag! Endlich! Und eine Enttäuschung folgt auf die nächste. Auf keinen kann man sich verlassen. Jeder macht, was er will. Der Schmerz ist groß. Aber woran liegt es, dass man uns immer wieder so kalt und schonungslos erwischt?

Je älter ich werde, umso mehr versuche ich, derartige Enttäuschungen zu vermeiden. Zum einen weil sie einem unheimlich weh tun. Nicht umsonst sagt man, dass nichts so sehr weh tut wie enttäuscht zu werden. Zum anderen weil es mir unfassbar viel Energie zieht. Auch wenn es einem im Vorfeld so unglaublich viel gibt – Vorfreude, positive Energie, Visionen. So hart ist das Aufkommen auf dem Boden der Realität.

Bleib auf dem Boden der Tatsachen!

Kennst du das Gefühl, wenn du im Vorfeld schon spürst, dass was im Busch ist? Wenn du die Dinge, die später auch eintreffen, schon prognostizierst – ohne sie auszusprechen? Wenn du im Magen diesen Druck empfindest, weil du es dir so sehr wünschst und nichts dafür oder dagegen tun kannst? Unser Ziel sollte es sein, dass wir uns hiervon freimachen. Wir sollten unabhängig sein von den Launen anderer und für uns das Beste aus der Situation machen. Und – so schwer es auch fällt – denk immer dran, dass die Menschen, die dazu beigetragen haben, dass dein Tag nicht so ist wie du ihn dir gewünscht hast, es sicherlich nicht mit Absicht gemacht haben. Auch hier fällt uns mal wieder unsere Erwartung auf die Füße. Wir erwarten von anderen, dass sie sich ähnlich intensiv auf diesen Tag freuen wie man selbst und dass der- oder diejenige – genau wie du – alles dafür tut, dass dieser Tag perfekt wird.

Sprich aus, was dich bewegt!

Insbesondere zwischen Mann und Frau kommt es immer wieder zu Situationen, die es so nicht geben müsste. Der Grund: Frauen sprechen gerne subtil und hegen die Erwartung, dass Mann zwischen den Zeilen lesen kann. Schließlich kann man selbst das ja auch. ACHTUNG: Gehe bei Charakterzügen, Stärken oder Schwächen nie von dir aus als Benchmark. Jeder hat eine andere Schmerzgrenze, ein anderes Ethik- und Normempfinden. So schwer es auch fällt. Du wirst merken, wie sehr es dich aufreibt und wie viel Energie es dir nimmt, wenn du dich über die Menschen aufregst, die deine Erwartungen nicht erfüllt haben. Ich kenne das nur zu gut! Mein Tipp: Atme durch! Gehe eine Runde um den Block, ziehe deine Schlüsse und antworte ehrlich aber mit Größe. Unter einem Streit leidest du schließlich am stärksten.

Behalte dir deinen positiven Blick auf das Leben und glaube weiterhin an das Gute im Menschen. Aber mach dich unabhängig von anderen. Mit diesem Rezept enttäuschen dich aber, aber vor allen Dingen enttäuschst du dich nicht mehr!

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